basics. Medien | Kunst | Gesellschaft

elite. dagegen und dabei

Schauplätze, Handlungsräume, Resignifizierungen

07. 03. - 15. 03. 2014

Eröffnung am 07.03.2014, 19:00
Eröffnungsvortrag: Vera Tollmann "Digitale Welteliten"

Die Kunst und mit ihr der Kunstbegriff wird zumeist nicht grundlos mit dem Etikett des Elitären und Exklusiven versehen. Eine vielfach zu konstatierende Intellektualität und hermetische Abgeschlossenheit vor allem konzeptueller künstlerischer Arbeiten provoziert deren Interpretationsbedürftigkeit und mit ihr die Wissens- und Machtdiskurse. Dagegen mündet jene an die Kunstproduzierenden und Institutionen gerichtete Forderung, sich einem breiten Publikum zu öffnen, nicht selten in einer Reduzierung künstlerischer Arbeiten auf Schauwert und Erlebnischarakter. Muss als Mittel gegen Konsum und Spektakel, gegen eine Verwertungs- und Vermarktungslogik die Exklusivität nicht doch verteidigt werden, ohne dass exkludierende Wirkkräfte verstärkt werden? Denn die zeitgenössische Kunst eignet sich hervorragend dazu, die medial vermittelten Zuweisungen von Aufmerksamkeit, Definitionsmacht und Sozialprestige selbst thematisch zu machen, wie sie auch ihrerseits Hierarchisierungen in immer neuen Konfigurationen kritisch zum Ausdruck und in Bewegung bringt.
Hildegard Fraueneder, Kuratorin

Lucas Norer

WHEN THE REAL RUSHES IN


Wie verschafft man einem Anliegen Aufmerksamkeit, wie einem Aufbegehren Gehör? Lucas Norer arbeitet mit Klängen und Geräuschen der Aufstände und Unruhen in den europäischen Hauptstädten der letzten Jahre und bündelt sie zu einer „akustischen Ikonografie der Proteste“. Im Zentrum steht das Klirren der zerschlagenen Fensterscheiben – eine bevorzugte Artikulationsweise der aufbegehrenden Jugend, die weniger einem destruktiven Vandalismus folgt, denn der Vorstellung, durch die Schaffung einer Klangkulisse mehr Aufmerksamkeit auf die Anliegen der Bewegung zu ziehen.
Die audiovisuelle Installation Lucas Norers begreift „making-noise“ als Taktik, die bereits von der Suffragetten-Bewegung Anfang des 20. Jahrhunderts eingesetzt wurde, mit der über die Lautstärke auch das Maß an Bedeutung geregelt wird; sie thematisiert die Proteste einer Generation der Benachteiligten, die vor einer Zukunft steht, in der Chancenungleichheiten tendenziell gefestigt und nicht aufgehoben werden

Lucas Norer, Studium der Experimentellen Gestaltung an der Kunstuniversität Linz, Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen seit 2008, 2004 Gründung der Künstlergruppe FAXEN, kuratorische Projekte an der Schnittstelle neuer Medien und bildender Kunst im In- und Ausland, Co-Betreiber des Kunstraums bb15 in Linz.


Kollektiv Wash (Fabio Cannalonga, Alexander Goll, Nicola Lieser)

CEREMONY 


Studentische Verbindungen, Burschenschaften, Landsmannschaften und Korporationen sind Gemeinschaften, deren Mitglieder ewigen Fortbestand ihrer Traditionen und Werteordnungen anstreben und das Ziel verfolgen eine männliche Elite zu reproduzieren. Die Mitglieder unterwerfen sich einem ausgeprägten hierarchischen Befehls- und Gehorsamsystem. Rituale, wie jenes der Mensur, dienen der Aufnahme und Gemeinschaftsstiftung, aber auch als Erziehungsmittel: sie schaffen Distinktion und formen den Mann. Das wiederkehrende Ritual der Mensur ist ein kompetitiver und feierlicher Akt, der genau determinierten Regeln und Verläufen unterworfen ist und sich in die Bewegungsabläufe der Akteure einschreibt. Der fest reglementierte Ablauf – sowohl bei der Vorbereitung als auch während eines Duells – bildet eine Soundkulisse, deren markanter klanglicher Charakter in aller Wucht den gesamten Raum erfüllt.
Die audiovisuelle Installation greift dies auf und versucht eine ästhetische Situation zu schaffen, die Eindrücke verdichtet und Denkroutinen aufbricht und dabei einen installativ-akustischen Raum schafft, der für den/die BetrachterIn körperlich erfahrbar ist.

Kollektiv WASH (Fabio Cannalonga, Alexander Goll, Nicola Lieser) formierten sich im Rahmen von Masterprojekten an der MultiMediaArt der FH Salzburg, 2013 Landespreis für elektronische Musik für das Projekt REPETITION

Didi Neidhart

POESIE-ALBEN: DER WUST, PART 5: JACK IT!


Während Popmusik einerseits als „eine Diskussion, bei der jeder mitmachen kann“ (Marcus Greil) verstanden wird, heißt es gleichzeitig „Pop ist eine harte Tür“ (Thomas Meinecke). Um dieses scheinbare Paradox geht es bei "Poesie-Alben: Der Wust, Part 5: Jack It!“. 
Als "visuelle Antworten“ auf Fragen nach Identitäten, Codes, Macht, "race", "gender"/“sex", "class", „Secret (K)no(w)ledges“, „Hidden Histories“, Ein/Ausschlüssen, Fantum, dem Verhältnis zwischen Academia und Bohemia sowie dem Begehren im Pop plündern provisorisch miteinander verknüpfte Schnipsel- und Bastelarbeiten (von Stars, Plattencovern, Fanartikeln etc.) im Sinne einer "undisciplined knowledge" (Judith 'Jack' Halberstam) durchaus schwärmerisch vermeintliche "silly archives" auf der Suche nach anti-hegemonialen Resignifizierungs-Potentialen und bieten sich dabei als multiple Referenzräume für eigene Feldforschungen im Sinne einer genussvollen Referenzhölle an. Now Let's Jack!
Didi Neidhart, Musiker und Popjournalist, Artikel, Vorträge und Lectures zu Pop Culture, diverse Buchbeiträge und Festival-/Ausstellungsbeteiligungen sowie DJ-Sets & elektronische Live-Konzerte im In- und Ausland.