Ausstellung

Ana Hoffner & Kay Walkowiak

The Bacha Posh Project & Given: The Haunting Ghost

14. 03. - 05. 05. 2018

Den Auftakt des diesjährigen Jahresprogramms bilden die Ausstellungen "The Bacha Posh Project" von Ana Hoffner und "Given: The Haunting Ghost" von Kay Walkowiak, die vom 14.3 - 5.5.2018 in den Räumlichkeiten der Fünfzigzwanzig zu sehen sein werden. Beide Ausstellungsprojekte wurden zum Teil schon zu einem früheren Zeitpunkt realisiert, werden aber für die Räumlichkeiten der Fünfzigzwanzig neu umgesetzt.

Die gezeigten Arbeiten begeben sich auf die Suche nach Vergangenheit(en), die (noch) nicht in der Gegenwart eingetroffen sind und somit im Gegenwärtigen intervenieren können. Das Wiederholungsprinzip als künstlerisches Mittel dient hierbei als fruchtbares Werkzeug zur Generierung von Kontexten und zur Bewusstwerdung - eine Anleitung zu einer Erfahrung - welche sich in Raum und Zeit ausdehnt und sich dabei in ständiger Erneuerung befindet. Dieser Kontext ist dabei nicht notwendigerweise ein örtlicher, sondern vielmehr von kognitiver Natur, welche den eingeweihten Empfänger leitet und eine Methode zu parallelen Wahrnehmungssträngen aufbereitet.

In der queeren Lesart stellen Wiederholungsprozesse Möglichkeiten dar, die zu Rissen und Verfehlungen in der zeitlichen Abfolge der wiederkehrenden Akte führen können. Es handelt sich hierbei um ein Aneignungskonzept, das nach Butler den Einsatzort der Subversion in der "falschen" Imitation der Norm sieht. Das Potential von Drag, passing und cross-dressing liege in der Verschiebung von Geschlechtlichkeit und könne so die Vorstellung eines natürlichen Geschlechts subvertieren. Sowohl Marcel Duchamp, als auch Claude Cahun (eigentl. Lucy Schwob), zwei wichtige Referenzfiguren in den Arbeiten von Ana Hoffner und Kay Walkowiak, entwickelten für ihre künstlerische Praxis "Alter-Egos" (heutzutage würde man von passing oder cross-passing sprechen). Betrachtet man das Konzept eines Alter Egos in einem künstlerischen Kontext, erschließen sich sowohl verschiedene konzeptionelle Strategien, als auch Macht- und Beziehungsverhältnisse, welche von politischer Notwendigkeit, einer gesellschaftlichen Dominanz durch das Männliche bis hin zu intimsten Transformationsprozessen reichen. Hierbei erschließt sich so manches Alter Ego aus einem repräsentativ-investigativen Interesse und verbleibt somit emotional auf einer Oberfläche, während andere Charaktere tiefgreifende psychologische Prozesse transmittieren und Kunst und Leben in einem Beuys´schen Sinne vereinen.

Beide Projekte laden nicht nur zu einer Aktualisierung unseres Wissens durch Vergangenes in der Gegenwart ein, sondern eröffnen auch die Perspektiven auf vorhergegangene de- oder nichtdecodierte Geisteshaltungen, deren Zeitlichkeiten wiederum auf unseren gegenwärtigen Kontext treffen. Dabei mag sich deren zeitlich bedingtes Verständnis in unserem gegenwärtigen Bewusstsein zwar analysieren und im besten Fall decodieren lassen, keineswegs jedoch in einer linearen Abhandlung erfassen.