basics. Medien | Kunst | Gesellschaft

Andrea Knobloch

Im Realismus-Studio

Urbane Kommunikation in der medialisierten Gesellschaft

24. 03. 2006, 13.00 Uhr

Die telematische Interaktion des Internet ist Schrift-, Bild- und Ton-gestützt und bringt ein direktes, reziprokes, synchrones Inter-Agieren zwischen einer Vielzahl von Nutzer/innen hervor. Sie entfaltet sich unabhängig von der physischen Präsenz der Teilnehmer/innen. Man könnte auch sagen, die Ersetzung physischer Präsenz durch eine der internen Logik der Netzkommunikation entspringende telematische Präsenz erzeugt erst die spezifischen Qualitäten eines im Virtuellen angesiedelten Austauschs von Botschaften und Informationen. Losgelöst von den Zwängen des eigenen Körpers agieren virtuelle Substitute in imaginären Räumen und Zeitlichkeiten. So weit, so selbstverständlich.

Wie aber beeinflusst das gewohnheitsmäßige telematische Inter-Agieren in virtuellen Welten die gelegentlich auch durch reale Alltagswelten flottierenden Leiber, die hier – der physischen Begegnung entwöhnt – der Berührung, dem Geruch, dem körperlichen Präsent-Sein der Mit-Menschen nicht mehr ausweichen können? Und wie lebt es sich in Stadträumen, die, durch das Implementieren von Überwachungstechnologien und Web-Cams ihrerseits in Speichermedien umgewandelt, das Alltags-Agieren ihrer Nutzer/innen permanent aufzeichnen? Transformiert das Internet als eine auf Dauer gestellte Öffentlichkeit User in sich permanent prostituierende Selbstdarsteller/innen, die Gunst durch die Entblößung ihrer Individualität und Intimität erwerben und dadurch – zurück im Realismus-Studio – in eine kaum erträgliche Nähe zu den physischen Figurationen ihrer Mit-User geraten?

Andrea Knobloch ist Künstlerin und lebt in Düsseldorf. Themenschwerpunkte ihrer Arbeit sind Kunst und Öffentlichkeit, Kunst im stadtgesellschaftlichen Kontext, Stadtgestaltung und ihre sozialräumlichen Implikationen. Projekte: http://www.infection-manifesto.de, http://stadtraumorg.de (zus. mit Markus Ambach), http://blume2004.info sowie seit 2003 die Initiative zur Erhaltung und Neunutzung des Rundkinos Dresden (http://www.rundkino-dresden.de).

Anschließend Diskussion mit den TeilnehmerInnen des Symposions Dating21.