Ausstellung

Ekaterina Shapiro-Obermair

Sprechen Sie mit dem Fahrer, damit er nicht einschläft!

14. 06. - 07. 07. 2012

Eröffnung: Mittwoch, 13. 06. 2012, 19 Uhr
Einführung: David Quigley

2012 schreibt ein estnischer Architekturtheoretiker in seinem Überblickstext zur Architektur der sowjetischen Periode in den baltischen Ländern, dass man von Moskau aus „die drei blonden baltischen Völker“ nur anhand von unterschiedlichen Mustern auf ihren Trachten auseinander halten könne.(1) Bei dieser Aussage handelt es sich um ein Selbstbild der Balten, wie sie ihrer Vorstellung nach vom Zentrum der Sowjetunion aus wahrgenommen werden – aus der Gegenwart die Vergangenheit reflektierend. Dass man sich „als Russe“ den kulturellen Unterschieden nicht völlig bewusst war, mag zwar stimmen. Bemerkenswert ist dabei aber, dass der Autor als Sinnbild die Nationalen Trachten auswählt, etwas, das nur auf einer lokalen und nicht auf einer nationalen Ebene existieren kann, hier aber als „Aushängeschild“ einer Nation kreiert wird.

Ausgangspunkt der Ausstellung „Sprechen Sie mit dem Fahrer, damit er nicht einschläft“ ist die 1989 gegründete Partnerschaft zwischen Vilnius und Salzburg. Der Satz selbst stammt aus einem der zahlreichen russischen Witze über die Langsamkeit der baltischen Völker. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten schaffen durch ihre Zusammenstellung ein fiktives System aus formalen und historischen Elementen, mit Bezügen zu Architektur, Malerei und Geschichte. Als Leitmotiv wird ein einfaches geometrisches Muster verwendet, das in unterschiedlichen Konstellationen auftaucht: als Einzelbild, als Teil einer Wandcollage oder als Tapete. Seine genaue Herkunft wird nicht erläutert: Es könnte sowohl die Innenwand eines Hochzeitspalastes, als auch die Fassade eines Plattenbaus schmücken. Seine Dimensionen sind offen, die Variationen geringfügig. Dennoch ist eine Referenz zu einer bestimmten Zeit und Region vorhanden. Es wird ein Vorgang intendiert, ähnlich, als ob man sich an etwas zu erinnern bemüht, es aber dennoch nicht gelingt. Die Komplexität der wiederholten kulturellen und geschichtlichen Überschreibungen wird nicht simplifizierend erläutert, sondern in ein formales Gefüge umgesetzt.

(1) Mart Kalm, der Text wird in dem Katalog zur Ausstellung „Sowjetmoderne. Unbeannte Geschichten 1955–1991“, Az W im Herbst 2012 erscheinen.