Ausstellung

Ghost Ride The Whip

Eva Chytilek, Claudia Larcher, Lisa Wieder

08. 10. - 19. 11. 2016

07. 10. 2016, 19:00 Uhr
Eröffnung

08. 10. 2016, 12:00 Uhr
Artist Talk & Brunch

19. 11. 2016, 12:00 Uhr
Artist Talk & Brunch

Ghost Ride the Whip

Der Titel der Ausstellung „Ghost Ride the Whip“ stammt ursprünglich aus der kalifornischen „Bay Area“ der frühen 90'er Jahre und bezeichnet eine Praxis der Popkultur, bei der die_der Fahrer_in spontan aus dem fahrenden Auto aussteigt, um bei lauter Musik um das rollende Auto zu tanzen. Der Begriff des „Ghost Ride the Whip“ wurde von den drei Künstlerinnen der Ausstellung, Eva Chytilek, Claudia Larcher und Lisa Wieder nun entlehnt, um ihre Auseinandersetzung mit jenem Ausstellungsformat der 5020 zu bezeichnen, das seit letztem Jahr gängige Ausstellungsmodelle untersucht und hinterfragt, in denen Ausstellungen als unveränderbare Entität verstanden werden. Die drei Künstlerinnen sahen sich dahingehend mit folgenden Fragestellungen konfrontiert:

Welche Möglichkeiten ergeben sich, wenn die Grenze zwischen Einzel-und Gruppenausstellung verschwimmen? Welche Verbindungen und Divergenzen, welche Wechselwirkungen entstehen während der Ausstellungsfindung? Was bedeutet es für das Werk, die einmal gewählte Ansicht nicht als definitiv, sondern als veränderbar zu begreifen?

Die immanent offene Struktur künstlerischer Arbeiten, die sich nicht nur in erfahrbaren Formen wie der parallaktischen Betrachtung bis hin zur Partizipation der Betrachter_innen niederschlägt, sondern in der Sache der Kunst selbst begründet liegt, findet in der Ausstellungssituation eine Präsentation mit finalem Charakter. Die Ausstellung wird damit zum unhintergehbaren Dispositiv für das Werk, auf das Künstler_innen oft wenig Einfluss auszuüben vermögen. Das Einbetten in einen neuen Ausstellungskontext sowie die Anpassung an architektonische Gegebenheiten des Ausstellungsraums als Dispositiv sind jedoch ausschlaggebende Faktoren für die Transformation eines Werkes. Diese mögliche Veränderung bleibt von der Ausstellung, in der die Werke in ihrem aktuellen, unveränderlichen Zustand gezeigt werden, allerdings ausgeschlossen und schlägt sich erst im Nachhinein im Werk nieder. Einmal in der Ausstellung installiert, verharrt das Werk in einer Perspektive, steht in Konkurrenz mit dem ihn umgebenden Raum und unterliegt den Regeln und Mechanismen der Institution Kunst. Bei den Arbeiten von Chytilek, Larcher und Wieder wird diese Transformation des Werkes innerhalb der Struktur nun von Anfang an mitgedacht und ausgestellt. Das Integrieren, Zerlegen, Zersetzen von vorgefundenem Material, wie der Überbleibsel im Atelier (Chytilek), oder alltägliche Objekte aus den „Hinterzimmern“ des Ausstellungsbetriebs (Wieder) sowie des eigenen Körpers (Larcher), verweisen auf den Prozess des Werdens und Vergehens, des Wiederentdeckens und Verwertens, der als immanenter Bestandteil der Arbeit sichtbar wird. Das Schichten von Materialien als fragiles Aufstapeln von Leinwänden und Objekten (Wieder), als architektonisches Konstrukt paralleler Perspektiven (Larcher) oder als Offenlegung des Schaffensprozesses und der Formfindung (Chytilek), stellen Zugänge dar, die Mechanismen der Transformation eines Werkes zu hinterfragen.

Das von „alleine-fahrende-Vehikel“ steht damit für die Rahmenbedingung der Ausstellung, die für die Künstlerinnen die Möglichkeit darstellt, in kollegialer Auseinandersetzung mit der Arbeit des Gegenüber in einen Prozess der steten Beobachtung und (Um)entscheidung eingebunden zu sein. Die konzeptuelle Vorgabe von Seiten der 5020, den Prozess der Reflexion in der Ausstellung selbst sichtbar zu machen, ist dahingehend richtungsweisende Determinante dieser Ausstellung. In welcher Form die Arbeiten der drei Künstlerinnen in der kommenden Ausstellung in Dialog treten werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorherzusehen. Sie werden aber, soviel ist klar, dem Titel entsprechend gemeinsam um das „alleine-fahrende-Vehikel“ tanzen. Mistah Fab, einer der vielseitigsten amerikanischen Hip-Hop Musiker und Aktivist seit den 90'er Jahren, hat das Phänomen des „Ghost riding“ in einen Song verpackt, in dem es heißt:

pull up hop out, all in one motion
dancing on the hood, while the car still rollin'

now stop stop stop stop
now go go go go
get out the car
let it roll, let it roll
let it roll, let it roll
tap that wheel
open up tha door
now thats ghost ridin', whats ghost ridin'
ya kno, ya kno, ya kno, now ya know